Grüne Veranstaltung zum Thema Inklusion an Schulen

  • Veröffentlicht am: 30. Juni 2011 - 15:56

Kramarek und Horch: „Inklusion ist keine Sache des guten Willens, sondern eine politische Verpflichtung!“

Am 29. Juni haben die Rats- und Regionsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu der Diskussionsveranstaltung: "Eine Schule für Alle - Inklusion jetzt!" in das Regionshaus eingeladen. 100 interessierte TeilnehmerInnen aus Verbänden, Schulen und Elterninitiativen beteiligten sich an der regen Diskussion und machten durch ihre Wortbeiträge den Gesprächs- und Handlungsbedarf in der Sache deutlich.

Die Grünen Schulpolitikerinnen Ingrid Horch (Regionsfraktion Hannover) und Regine Kramarek (Ratsfraktion Hannover) unterstützen das Anliegen der TeilnehmerInnen und stellten klar: "Inklusion ist keine Sache des guten Willens, sondern eine politische Verpflichtung!"

Ein Statement das sich direkt an Dr. Wachtel aus dem niedersächsischen Kultusministerium richtete. Wachtel erläuterte den Stand der gesetzgeberischen Umsetzung des Landes bei der Umsetzung der inklusiven Beschulung von Kindern mit oder ohne Behinderungen. Er musste sich aber den Vorwurf gefallen lassen, dass es die Landesregierung bis heute versäumt hat eine entsprechende Novellierung des Niedersächsischen Schulgesetzes vorzulegen und seit 2009 mit der Bereitstellung der notwendigen Ressourcen auf sich warten lässt.

Für den Hauptreferenten des Abends - Lernbehindertenpädagoge Prof. Dr. Hans Wocken - ist ein Konzept des Landes für eine erfolgreiche Umsetzung entscheidend. Ein inklusives Bildungssystem sei ein ehrgeiziges Ziel und erfordere enorme strukturelle Anstrengungen auf allen Handlungsebenen. Der Experte kritisierte scharf, dass Inklusion immer noch systematisch unterfinanziert ist. Dies verstoße gegen das Gesetz der Ressourcengleichheit. Ina Korter, schulpolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion bekräftigte die Aussage: "Die niedersächsische Landesregierung muss endlich die gesetzlichen Voraussetzungen schaffen und die erforderlichen Ressourcen für die Umsetzung von Inklusion bereit stellen."

Eindringlich betonte die Schulpolitikerin aus der Grünen Ratsfraktion Hannover, Regine Kramarek: "Wenn die Landesregierung ihrer Verpflichtung nicht nachkommt, müssen wir prüfen, welche kommunalpolitischen Handlungsmöglichkeiten wir haben und wie wir die Umsetzung von Inklusion aus eigener Kraft voranbringen können. Denn fest steht: Die Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet uns bereits jetzt zum Handeln und wir müssen endlich beginnen! Es geht nicht mehr um das "Ob", sondern nur noch um das "Wie"." Ingrid Horch, schulpolitische Sprecherin aus der Grünen Regionsfraktion stellte fest, dass das Eckpunktepapier, dass im Auftrag der Stadt und Region Hannover erstellt wurde, für die ersten Schritte eine gute Grundlage bilden kann. "Dieses ist aber an vielen Stellen noch ausbaufähig und muss unter Beteiligung von Verbänden, Schulen und Elterninitiativen zu einem umfangreichen Konzept ausgebaut werden", so Horch.

Kerstin Blochberger, die als Vertreterin vom Aktionsbündnis "Eine Schule für alle" stellvertretend für die Verbände an der Diskussion teilnahm, mahnte: "Jede weitere Verzögerung bei der Umsetzung von Inklusion sowie die Entwicklung von Konzepten ohne die Beteiligung behinderter Menschen ist ein Verstoß gegen das Menschenrecht."

Am Ende waren sich alle auf dieser Veranstaltung einig: An den konzeptionellen Vorstellungen und Zielen von „Inklusion“ zweifelt niemand mehr, nur die Umsetzung muss endlich auf den Weg gebracht werden. Dafür war diese Veranstaltung von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ein erster wichtiger Schritt.

Hintergrund:

Mit der Ratifizierung der UN-Konvention für Menschen mit Behinderungen hat sich die Bundesrepublik 2009 dazu verpflichtet, ein inklusives Bildungssystem zu schaffen, in dem der gemeinsame Unterricht von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Behinderung der Regelfall ist.

Die Verwaltungen von Stadt und Region Hannover wurden 2010 durch einen mehrheitlichen Beschluss der politischen Gremien beauftragt, gemeinsam ein Konzept zu entwickeln, wie eine inklusive Unterrichtsversorgung im Gebiet der Landeshauptstadt realisiert werden kann. Als Zwischenschritt hat eine gemeinsame Arbeitsgruppe ein Eckpunktepapier formuliert. In diesem wurden in erster Linie Rahmenbedingungen und grundlegende Erfordernisse festgehalten, die aus Sicht der Arbeitsgruppe für eine erfolgreiche Umsetzung der inklusiven Beschulung von Schülern und Schülerinnen notwendig sind. Dieses Eckpunktepapier wurde unter dem Titel "Beschulung von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf - Entwicklung eines Konzeptes zur inklusiven Beschulung für den Standort Hannover" am 8. Juni dem Schulausschuss der Stadt Hannover und am 9. Juni dem Schulausschuss der Region Hannover vorgestellt (Informationsdrucksachen 1202/2011; 0218/2011).