Agrarindustrie - Nein Danke

  • Veröffentlicht am: 1. März 2011 - 15:23

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Podium v.l.n.r: Martin Häusling, Rebecca Harms, Ulrich Schmersow, Volker Hahn, Eckehard Niemann, Michael Hettwer

Hochkarätiges Podium diskutierte vor und mit 200 Zuhörerinnen und Zuhörern über die Zukunft der Landwirtschaft in der Region Hannover und Europa. Eingeladen hatte die Grüne Regionsfraktion unter Mitwirkung der grünen AG Land und Tier.

Es war eng am Donnerstag den 17. Februar in Saal 003 im Haus der Region. Etwa 200 Zuhörerinnen und Zuhörer drängten sich in den Raum, um die Diskussion zum Thema "Wie wollen wir leben? Was wollen wir essen?" auf dem Podium zu verfolgen. In der Region Hannover ist das Thema Massentierhaltung aktueller denn je. Der Dioxinskandal der letzten Wochen und die Flut von Anträgen für Hühner- und Schweinmastställe in der Region Hannover beschäftigen die Menschen - das zeigte die Resonanz der Veranstaltung.

Unter der Moderation von Ulrich Schmersow (Grüne Regionsfraktion) diskutierten Rebecca Harms (Grüne) und Martin Häusling (Grüne) - beide Mitglieder des Europaparlaments - mit Eckehard Niemann (Pressesprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Niedersachsen), Volker Hahn (stellvertr. Kreislandwirt Landvolkreisverband Hannover) und Michael Hettwer (Versitzender Bürgerinitiative Munzel e.V.) die aktuelle Situation in der Region und die im Europaparlament geführten Diskussionen um die Zukunft der Agrarförderpolitik.

Die Zukunft fängt dort an wo Menschen bereit sind umzudenken, und ihr eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen. Jeder und jede muss erkennen, dass Qualität ihren Preis hat. So zumindest lässt sich ein Ergebnis der Diskussion aus Grüner Sicht festhalten. Dabei stand für Rebecca Harms (Grüne) fest, dass die derzeitige Förderpolitik der EU maßgeblichen Anteil an der Ausweitung von Agrarfabriken habe. Subventionen würden vor allem an die Größe der bäuerlichen Betriebe gekoppelt und ließen Aspekte wie den Tier- und Umweltschutz unberücksichtigt. Im Ergebnis entstünden dadurch immer größere Betriebe, deren Ziel es sei, möglichst viele Tiere in kürzester Zeit zur Schlachtreife zu bringen. Hier müsse es ein Umdenken geben und die Förderung auf kleine und mittlere bäuerliche Betriebe gelenkt werden. Die These unterstütze auch Eckehard Niemann, Pressesprecher der AbL. Martin Häusling (Grüne) wies auf das Prinzip des qualifizierten Außenschutzes hin, der mit Zöllen den Marktzugang für Billigprodukte ohne ausreichende soziale und ökologische Standards beschränkt. So ließen sich sinnvolle Anforderungen auch auf dem offenen Weltmarkt durchhalten.

Wie sich die Form der Förderung für die betroffenen Menschen auswirkt verdeutlichte Michael Hettwer von der Bürgerinitiative Munzel e.V. In dem 1.500 Einwohner starken Ort in der Region ist eine Hühnermastanlage mit 84.000 Tieren geplant. Die direkten Auswirkungen einer solchen Anlage würden die Bewohner vor Ort zu spüren bekommen, wie z.B. Feinstaubbelastungen, erhöhte Geruchsbelästigung, Lärmemissionen durch Betrieb und Transporte

Volker Hahn als Vertreter des Landvolkes verwies auf die unternehmerische Freiheit der Bauern. Jeder Landwirt solle wählen können welche Unternehmensform für ihn die richtige sei. Zudem müsse die Nachfrage an günstigem Fleisch gedeckt werden, so Hahn. Seiner Ansicht bieten landwirtschaftliche Großbetriebe den Landwirten eine Perspektive, ihre Existenz zu sichern und nur so generationenübergreifend Betriebe erhalten werden können. Deutlich wurde aber auch, dass viele Landwirte in ihrer wirtschaftlichen Zukunft verunsichert sind und nach tragfähigen Alternativen für Ihren Betrieb suchen. Hier liegt auch eine Chance für künftige Debatten.

Zwei Positionen wie sie gegensätzlicher nicht sein können und den Verlauf der späteren Diskussion der Zuhörer und Zuhörerinnen mit dem Podium prägten. Vertreter und Vertreterinnen konventioneller Landwirtschaft trafen auf Befürworterinnen und Befürworter ökologischer Produktionsformen. Am Ende der Veranstaltung blieb jedoch eines: Ein gegeneinander führt nicht zum Umdenken, sondern nur gemeinsam könne man das Problem lösen. Dazu muss die Politik Rahmenbedingungen schaffen, damit nachhaltige und ökologische Landwirtschaft bestimmend werden kann. Darin liegt die Zukunft der Landwirtschaft, die Tier- und Umweltschutz miteinander verbindet.