Antrag

Schutzprogramm für narbenechtes Grünland 

Als „narbenecht“ gilt Grünland, das sich unter dem Einfluss der traditionellen landwirtschaftlichen Nutzung als Weide oder Wiese über Jahrzehnte, teilweise über Jahrhunderte entwickelt hat und dessen Lebensgemeinschaft aus den an diese Bedingungen und den Standort angepassten Tier- und Pflanzenarten einschließlich Bodenorganismen in ihrer Artenzusammensetzung weder durch Umbruch noch durch Herbizideinsatz und anschließende Neueinsaat (sogenannte „Grünlanderneuerung“) grundlegend verändert worden ist.

Das narbenechte Grünland hat besonders hohe Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz und den Erhalt der natürlichen Artenvielfalt (einschließlich Insektenvielfalt), denn die noch vorhandenen Restbestände narbenechten Grünlands sind Rückzugsorte seltener und gefährdeter Arten. Sie dienen als Genpool, sind Ausgangspunkte für die Wiederbesiedlung benachbarter Grünlandflächen, werden für die Produktion von Regiosaatgut benötigt und können für die Neuetablierung von artenreichen, standortheimischen Grünland-Lebensgemeinschaften genutzt werden. Es ist davon auszugehen (vgl. Landschaftsrahmenplan der Region Hannover Seite 174/175), dass in der Region Hannover nur noch kleinflächig artenreiches narbenechtes Grünlands erhalten ist und es besteht dringender Handlungsbedarf, um weitere irreversible Biodiversitätsverluste zu verhindern. Darüber hinaus hat die Vorlage 0958 (V) ergeben, dass Maßnahmen zur Verbesserung der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft auf Grünlandflächen mangels Nachfrage nicht stattfinden. Dies zeigt weiter die Notwendigkeit eines zielführenden Schutzkonzeptes.

Narbenechtes Grünland hat darüber hinaus eine hohe Bedeutung für den Klimaschutz, weil diese Standorte – ebenso wie Wälder und Moore – über lange Zeit Kohlenstoff im Boden gebunden haben und weiterhin speichern. Zudem wird durch die bei Umbrüchen eintretende Mineralisation in erheblichem Umfang Nitrat freigesetzt, mit den bekannten Folgen für die Nitratgehalte im Grundwasser.

Beschlussvorschlag

Die Region Hannover erstellt ein Schutzprogramm für den dauerhaften Erhalt des narbenechten Grünlands innerhalb und außerhalb von Schutzgebieten.

Dieses beinhaltet

  • die Erfassung der im Regionsgebiet noch verbliebenen Restbestände narbenechten Grünlands (sowohl landwirtschaftlich genutzte als auch brachgefallene aber noch regenerierbare Grünlandflächen),
  • die Erstellung eines zielführenden Schutzkonzeptes mit Angabe der aus Sicht des Tier- und Pflanzenartenschutzes, des Biotopschutzes und des Klimaschutzes bei der Umsetzung zu priorisierenden Flächen sowie
  • die dauerhafte Umsetzung des Konzepts mit Sicherstellung einer kontinuierlichen extensiven Grünlandbewirtschaftung bzw. –pflege.

Eingereicht am
30. September 2022

Behandelt am
15. November 2022

Ergebnis
beschlossen

Dokumente
Vorlage