TOP 68.13: Abschaffung des Frauenneujahrsempfangs zur Haushaltssicherung Antrag der Gruppe CDU/FDP vom 11. November 2025
– Es gilt das gesprochene Wort –
Sehr geehrte Vorsitzende
Sehr geehrter Herr Regionspräsident
Geschätzte Mitglieder der Regionsversammlung,
liebe Gäste,
Ihr Vorschlag, den Frauenneujahrsempfang der Region Hannover ab dem nächsten Jahr einzustellen, wird mit veränderten Rahmenbedingungen, angeblich mangelnder zeitlicher Angemessenheit und finanziell begründet.
Eine nähere Betrachtung zeigt: Diese Schlussfolgerung ist weder sachlich, noch politisch klug, noch gesellschaftlich verantwortungsvoll, sondern rein ideologisch geprägt.
Ihr Verweis darauf, dass sich seit den Ursprüngen des Empfangs „viel geändert habe“, ändert nichts an der Tatsache, dass
- Frauen im Schnitt weniger verdienen
- in Führungspositionen – auch in Verwaltungen, Politik und Wirtschaft –
- unterrepräsentiert sind,
- überproportional viel Care-Arbeit übernehmen,
- häufiger von Altersarmut betroffen sind,
- und häufiger Diskriminierung und Gewalt erleben.
Gerade in dieser Realität braucht es Formate, die Frauen gezielt stärken, vernetzen und sichtbar machen. Der Frauenneujahrsempfang ist eines der zentralen öffentlichen Zeichen, das dieses Anliegen verkörpert.
Ihr Vorwurf, eine Veranstaltung nur für Frauen sei nicht mehr zeitgemäß, verkennt den Charakter des Formats.
Geschützte Räume sind ein modernes Instrument der Gleichstellungsarbeit:
- Sie ermöglichen Austausch ohne Dominanzverhältnisse.
- Sie fördern Selbstorganisation und Empowerment.
- Sie stärken zivilgesellschaftliche Strukturen, die wesentlich zur sozialen Stabilität
- beitragen.
Die Tatsache, dass der Vorsitzende eines Ausschusses den Empfang nicht besuchen kann, ist kein Makel – sondern Ausdruck eines legitimen Fokus.
Gleichstellungspolitik bietet gezielte Unterstützung dort, wo strukturelle Nachteile bestehen, sie definiert sich nicht dadurch, dass alle jederzeit dabei sein können.
Weiter argumentieren Sie, es gebe bereits „eine Vielzahl an bestehenden Frauennetzwerken“.
Das ist richtig, und diese Netzwerke leisten hervorragende Arbeit.
Aber sie können und sollen keine staatlich getragenen Räume ersetzen, in denen Politik und Verwaltung sichtbar Verantwortung für Gleichstellung übernehmen. Gerade weil viele Initiativen ehrenamtlich oder unterfinanziert arbeiten, ist die Unterstützung durch ein offizielles Format von großer Bedeutung.
Der Empfang bietet:
- Vernetzung zwischen Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft
- Sichtbarkeit für frauenpolitische Anliegen
- Austausch über aktuelle Herausforderungen
- Anerkennung der Arbeit, die Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen leisten
Ihre Haushaltsargumentation – geringe Einsparung, hoher Verlust
Ja die Region Hannover steht unter finanziellem Druck – das ist unbestritten.
Doch es ist bemerkenswert, dass Sie ausgerechnet ein vergleichsweise kostengünstiges und zugleich symbolträchtiges Format infrage stellen.
Wer glaubt, der Haushalt ließe sich durch die Abschaffung des Frauenneujahrsempfangs merklich sanieren, argumentiert nicht ernsthaft über Zahlen, sondern über Prioritäten. Und das Signal, das Sie damit senden lautet: Gleichstellung ist für die CDU/FDP Gruppe verzichtbar.
Das ist sozialpolitisch falsch, strategisch unklug und angesichts der aktuellen politischen Lage fatal. Kurz kein verantwortungsvoller Ansatz
Gerade in Zeiten knapper Ressourcen muss Verwaltung beweisen, dass sie Prioritäten setzen kann und Formate weiterentwickelt. Herausforderungen löst man, indem man sie gestaltet, nicht indem man sich zurückzieht.
Wenn etwas nicht mehr zeitgemäß erscheint, modernisieren wir es, aber wir geben es nicht kampflos auf.
Wenn wir über Weiterentwicklung sprechen wollen, etwa durch Einbindung weiterer Perspektiven, migrantischer Frauennetzwerke oder junger Aktivistinnen, dann begrüßen wir das ausdrücklich.
Aber Weiterentwicklung bedeutet Zukunft, nicht Einstellung.
Mein Fazit:
Der Frauenneujahrsempfang ist nicht veraltet, er ist wichtiger denn je.
Er ist kein Luxus, er ist ein Bekenntnis zur Gleichstellung.
Er ist keine Belastung, er ist ein Beitrag zu einer demokratischen, solidarischen und vielfältigen Region Hannover.
Gleichstellung kostet etwas. Ja!
Aber Ungleichstellung kostet wesentlich mehr.