Europäischer Gasnotfallplan – Was passiert bei den Unternehmen in der Region Hannover?

Ein Gaszähler
Unsplash / Arthur Lambillotte

Anfrage gem. § 9 der Geschäftsordnung zur schriftlichen Beantwortung

Die durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, und durch den Einsatz der Gaslieferungen als Mittel der Destabilisierung ausgelöste Gasversorgungskrise, hat die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte bei der Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien in Deutschland mehr als deutlich werden lassen.

Der europäische Gasnotfallplan sieht nun vor, dass von August 2022 bis März 2023, 15% weniger Erdgas in der EU verbraucht werden soll. Der Anteil der Bundesrepublik Deutschland bei den Einsparzielen liegt absolut bei 10 Milliarden Kubikmeter weniger Erdgasverbrauch bis März nächsten Jahres.


Vor diesem Hintergrund fragen wir die Verwaltung:

1. Sind der Verwaltung die Unternehmen bekannt, die in der Region Hannover zu Großabnehmer*innen von Erdgas für Prozesse und zur Energieerzeugung gehören?

a. Welches sind die zehn Unternehmen mit dem größten Gasverbrauch für Prozesse und Energieerzeugung?

b. Welches sind die zehn kleinen und mittelständischen Unternehmen mit dem größten Gasverbrauch für Prozesse und Energieerzeugung?

      Antwort der Regionsverwaltung:

      Aufgrund komplexer Lieferketten sind fast sämtliche Unternehmen von Gaslieferungen abhängig bzw. von einer Reduzierung von Gaslieferung betroffen. Dabei ist die direkte Abhängigkeit bei besonders energieintensiven Unternehmen – beispielsweise in der Chemie- oder Stahlbranche, aber auch Verarbeitende Gewerbe des Mittelstandes und des Handwerks – am stärksten ausgeprägt. Auch Dienstleistungsbereiche mit hohen Heizbedarfen sind unmittelbar betroffen. Unternehmensbezogene Verbrauchsstatistiken liegen der Verwaltung nicht vor.

      2. Wurde nach dem Bekanntwerden der Kampagne „80 Millionen gemeinsam für Energiewechsel“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, zu kleinen und mittelständischen Unternehmen, die viel Erdgas verbrauchen, Kontakt aufgenommen, um z.B. im Rahmen von EcoBizz, der Green Economy Initiative und anderen Fördermaßnahmen, den Gasverbrauch zu senken oder auf andere Energieträger umzustellen?

        Antwort der Regionsverwaltung:

        Die Aktivitäten der Wirtschaftsförderung der Region Hannover und der Klimaschutzagentur wurden nach Bekanntwerden der o.a. Kampagne noch einmal intensiviert. Die Ziele der Kampagne in Richtung KMU (verstärkte Energieberatung, Optimierung von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen, Gebäude- und Anlagendämmung, Abwärmenutzung und –vermeidung, Umstellung der Wärmeerzeugung auf erneuerbare Energien) werden durch die „Hannover Green Economy-Kampagne“ und die EcoBizz-Dienstleistung unmittelbar adressiert und unterstützt. Eine weitere Option ist, dass Unternehmen aus der Region Hannover sich am Ökoprofit-Angebot beteiligen, um so die eigenen Aktivitäten bzw. Verbräuche auf den Prüfstand zu stellen. Darüber hinaus steht das Förderprogramm „Hannover Region Innovativ“ zur Verfügung, wenn es um technologisch anspruchsvolle Produkt- oder Prozessentwicklungen mit Affinität zu Ressourceneffizienz und Klimaschutz geht.

        3. Plant die Verwaltung weitere Beratungs- und Förderangebote, um kleine und mittelständische Unternehmen mit hohem Gasverbrauch bei der Einsparung und der Umstellung auf andere Energieträger zu unterstützen?

          Antwort der Regionsverwaltung:

          Um auf die aktuelle Situation einzugehen, erweitert und ändert die Klimaschutzagentur das Beratungs- und Informationsangebot für Unternehmen wie folgt:

          1. Erweiterung des Energie-Effizienz-Checks um einen Energiekrise-Check um auch die Sofortmaßnahmen besser abzudecken

          2. Zwei Fachforen in der zweiten Jahreshälfte, die sich schwerpunktmäßig um die Energiekrise und die Lösungsansätze drehen werden

          3. Weitere Online-Vorträge zu den Themen Energie- und Ressourceneffizienz

            Alle Angebote für Unternehmen finden sich jederzeit hier: Für Unternehmen – Klimaschutzagentur Region Hannover

            Die Wirtschaftsförderung der Region Hannover plant zudem die Ausweitung ihrer Innovationsberatung in Richtung Nachhaltigkeitsaspekte und die langfristige Fortführung des „Hannover Green Economy-Förderprogramms.“

            4. Welche weiteren Aktivitäten entwickeln die Verwaltung und die Beteiligungsgesellschaften der Region Hannover darüber hinaus, um den Einsparungsbeitrag von 15% weniger Erdgasverbrauch in der Region Hannover bis März 2023, zu erreichen?

              Antwort der Regionsverwaltung:

              Zur Umsetzung der Klimaziele der Region Hannover werden die Energieverbräuche der regionseigenen Gebäude, unabhängig von der aktuellen Gaskrise, permanent erfasst und auf Einsparpotenziale geprüft. Eine dauerhafte und nachhaltige Reduktion des Gasbedarfs kann über die Dämmung der Gebäudehülle erreicht werden. Dementsprechend werden laufend energetische Sanierungen der Bestandsgebäude durchgeführt. Um schnellstmöglich den Energieverbrauch sowie die CO2-Bilanz der regionseigenen Liegenschaften zu reduzieren, sind dabei zunächst die Maßnahmen zu priorisieren, die im Verhältnis zum Investitionsvolumen die größten Effekte erzielen.

              Zur kurzfristigen Senkung des Energieverbrauchs hat die Verwaltung zudem, unter Berücksichtigung der Verordnungen zum Energiesicherungsgesetz, unterschiedliche Maßnahmen festgelegt. Dazu gehören neben der Reduzierung von Raumtemperaturen auch die Optimierung von Betriebszeiten der Heizungs- und Lüftungsanlagen sowie die Abschaltung der Warmwasserbereitung. Darüber hinaus werden weitere Maßnahmen, wie z.B. die Sensibilisierung der Mitarbeitenden, ergriffen.

              Für die Beantwortung der Anfrage war die Verwaltung der Region Hannover zudem auf die Zulieferung von Informationen durch ihre Beteiligungsunternehmen angewiesen. Dabei richtete sich die Abfrage der Verwaltung der Region Hannover zu diesen Informationen an die bedeutenden Beteiligungsunternehmen und die Sparkasse Hannover.

              Aha, KRH, ÜSTRA, regiobus und Sparkasse verweisen in Ihrer Beantwortung darauf, schon in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen (z.B. Sanierung und Modernisierung von Standorten, Modernisierung Fahrzeugflotte (s. hierzu auch Beantwortung Frage 5) unternommen zu haben, Energieeinsparungen vorzunehmen und den Energieverbrauch durch diese gesenkt zu haben.

              Alle Unternehmen haben Pläne entwickelt und appellieren an Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ihr Nutzerverhalten dahingehend zu ändern, dass Sie aktiv dazu beitragen, Energie zu sparen. Einzelne Möglichkeiten werden Ihnen aufgezeigt. Darüber hinaus werden auch Kundinnen und Kunden z.B. bei der KSG informiert, wie Energieeinsparungen konkret erreicht werden können.

              5. Welche längerfristigen Maßnahmen sind von der Verwaltung geplant, um Unternehmen zu unterstützen, den Energieträger Erdgas weitestgehend durch andere, erneuerbare Energien, zu ersetzen? Wurden natur- und artenschutzfachliche Gutachten durchgeführt?

                Antwort der Regionsverwaltung:

                Windenergie:

                Die Region Hannover befindet sich derzeit im Verfahren zur 5. Änderung des Regionalen Raumordnungsprogramms Region Hannover 2016 (RROP 2016) zur Neu-Festlegung der Windenergienutzung. Im Rahmen dieser Neufestlegung werden auch die auf Bundes- (und Landes) ebene getroffenen Regelungen zur Beschleunigung des Ausbaus der Windenergie an Land und die sich daraus ergebenden entsprechenden Änderungsbedarfe geprüft.

                Zusätzliche Flächenpotenziale werden sich hier voraussichtlich aus der grundsätzlichen Öffnung von Landschaftsschutzgebieten sowie veränderten Schutzanforderungen für den Artenschutz ergeben.

                Das Landeskabinett hat am 30.08.2022 die Novellierung des Landesraumordnungsprogramms 2017 (LROP 2017) beschlossen. Auch hieraus ergeben sich zusätzliche Flächenpotenziale für Windenergie sowie für Freiflächenphotovoltaik.

                Wasserstoff:

                Neben der langfristig angelegten Förderstrategie für KMU „Hannover Region Green Economy“ zur Unterstützung der Energieeffizienz- und Nachhaltigkeitsorientierung in Unternehmen (bspw. durch die Einführung von Energiemanagementsystemen, Wärmepumpen und Solaranlagen oder durch die Reduzierung des Energie- und Ressourceneinsatzes insgesamt), verfolgt die Verwaltung darüber hinaus eine Stärkung der regionalen Wasserstofferzeugung, -nutzung und damit die Schaffung entsprechender Wasserstoffkreisläufe. Dazu haben sich namhafte Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Verbände und die Region Hannover zur Generation H2 zusammengeschlossen. Gemeinsam mit den Akteuren am Standort treibt die Verwaltung im Rahmen des regionalen Wasserstoffprogramms die Nutzung des CO2-neutralen Energieträgers aus erneuerbaren Quellen voran. Ziel ist eine Energiewende durch grüne Wasserstoffproduktion und moderne Wasserstoffantriebe mit wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen bei aha, ÜSTRA und regiobus, bei der die Partner aus der Industrie aktiv mitwirken.

                Eingereicht am
                17. August 2022

                Behandelt am
                15. September 2022

                Ergebnis
                beantwortet

                Dokumente
                1014 (V) AaA